Ein Blick in die Chronik der Marktgemeinde Ammerndorf
Der mittlere Bibertgrund dient schon seit mindestens drei Jahrtausenden den Menschen als Siedlungsraum, wie es die zahlreichen Hügelgräber in den Gemarkungen Leichendorf, Weinzierlein und Fernabrünst aus der Zeit 800 v. Chr. beweisen. Über die ersten Bewohner auf dem Platz des heutigen Ammerndorf ist dagegen nichts Sicheres bekannt. Da der Ortsname auf einen Germanischen Personennamen zurückgeht - älteste Form: Amelratdorf - ist anzunehmen, dass ein Mann dieses Namens bei der Gründung eine Rolle gespielt hat; vielleicht war es der Anführer eines Kolonialistentrecks zur Zeit der fränkischen Landnahme im 800 Jahrhundert. Seit 1231 ist der Ort jedenfalls urkundlich bezeugt, erstmals als Sitz eines adeligen Geschlechtes ("Konrad von Amelratdorf") und seit 1256 als eigener Kirchensprengel. Die Kirche gehörte ursprünglich dem Bischof von Würzburg zu eigen und war demgemäß einem Bistumsheiligen geweiht: Burkhard, dem 1. Inhaber der Bischöflichen Würde (+ 754). Noch heute wird der ehemalige Kirchweihtag als "Markt" am Sonntag nach Burkhard (14.10.) gefeiert.
Im 13. Jahrhundert begann das Zisterzienserkloster Heilsbronn systematisch mit dem Erwerb aller grundherrschaftlichen Rechte und blieb bis zu seiner Aufhebung alleiniger Grundherr. Der mächtige steilgiebelige "Steinhof", zur Klosterzeit ein heilsbronnischer Eigenhof, war wohl der örtliche Verwaltungssitz ("Zehntscheune"). Das heutige Ortswappen enthält zur Erinnerung an die klösterliche Epoche den schachbrettartig gemusterten "Zisterzienserbalken". Im Zuge dieser Entwicklung änderte sich auch das Patrozinium der Pfarrkirche, die seitdem den Namen der Apostelführsten Peter und Paul trägt ( Kirchweih am Sonntag nach dem 29. Juni).
Im ausgehenden Mittelalter wurde wie in vielen Dörfern der Friedhof zum Schutz bei Kriegsnot befestigt. Man erkennt die ehemalige Wehrkirche noch an der kräftigen Kirchhofsmauer und an dem massigen Chorturm, dessen nur schwer zugängliches Obergeschoß als äußerste Zuflucht für die bedrängten Belagerten gedacht war. Auch der in den Friedhof eingebaute Keller wird als Zubehör der Befestigungsanlagen angesehen. Dies alles aber konnte nicht verhindern, dass im so genannten Marktgräflerkrieg am 11. Juli 1449 ein Haufen Nürnberger Söldner, nachdem sie das Dorf geplündert und verbrannt hatten, auch in den Friedhof eindrangen und an Vieh und Hausrat alles fortführten, was ihnen in die Hände fiel.
In der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts zog der Ammerndorfer Kornmarkt zweimal wöchentlich Bauern, Händler, Müller und Bäcker von weit und breit an. Dank der günstigen Verkehrslage, der Nähe Nürnbergs und der Förderung durch markgräfliche Privilegien beherrschte er zeitweise den gesamten Brotgetreidehandel zwischen Rezat und Zenn. Aus dieser "goldenen" Zeit des Ortes stammt der berühmte Fachwerkbau der Ortsmühle, 1607 von dem Müller Stefan Züll errichtet. Darauf bezieht sich auch das goldene Mühlrad im Ortswappen. Der Reichsstadt Nürnberg gelang es freilich bald, durch ihre Wirtschaftspolitik die Konkurrenz in der Marktgrafschaft auszuschalten. Dem Ort aber verblieb aus diesem "Kornkrieg" das Prädikat einer "Marktgemeinde".
Der Dreißigjährige Krieg brachte viel Not und persönliche Drangsale, besonders im Jahr des Zirndorfer Lagers 1632; doch blieb die Gemeinde wenigstens von Pest, wie von verhebenden Feuersbrünsten verschont. Aus dem 17. Jahrhundert datiert auch die erste Ortswasserversorgung; der Brunnenobelisk auf dem Marktplatz ist dagegen ein Kind des 18. Jahrhunderts und wurde erst vor 42 Jahren zum "Bibertbahndenkmal" umfunktioniert. Im 18 jahrhundert wurde die Ortskirche in mehreren Etappen baulich umgestaltet; 1730 der Turm neu errichtet; 1761 seine Haube barockisiert und das innere des Gotteshauses verändert (Saalkirche mit Emporen, Vereinigung von Altar, Kanzel und Orgel in einer Achse); die Pläne - auch für das Pfarrhaus - stammten von der Hand des Landbaumeisters Johann David Steingruber. Die Kirche gilt seitdem als Muster der gesprengten Form einer "Marktgrafenkirche". Die Orgel mit Ihren reizvollen Barockprospekt ist eine Stiftung (1775) eines ortsansässigen Bäckerehepaares Bittel; die Renovierung von 1959 hat die obertonreiche Orgeldisposition des Pfeifenwerkes soweit wie möglich wieder hergestellt.
Nach 1900 wurden durch Gemeinde und andere Körperschaften Zug um Zug die notwendigen Einrichtungen kommunaler Daseinsvorsorge geschaffen: 1914 Bau der Bibertbahn, 1929 Hochdruckwasserleitung, 1938 Kindergarten, bis 1949 Beseitigung der Kriegsschäden, 1952 Bahrhaus, 1957 Übungshalle des Turn- und Sportvereins (erweitert 1971), 1962 Abwasserkanalisation mit mechanisch - biologischem Klärwerk, 1970 Rathausbau. Die Volksschule wurde im Zuge der Landschulreform in den Sprengel Cadolzburg eingegliedert.
Eine rasche Entwicklung hat der Markt in den vergangenen 30 Jahren erlebt. nach dem Baugebiet Pelzetleite (1973) folgte das Baugebiet, Moosrangen 2 (1987). Aufgrund des Bevölkerungswachstums mussten auch die Infrastrukturen der Gemeinde verbessert werden. So folgte der Friedhof am Sommerkeller (1977); Neubau der Kläranlage (1992); Neubau des Gemeindlichen Kindergartens (1994); sowie Investitionen in der Wasserversorgung (Erweiterung des Hochbehälters 1981, neuer Tiefbrunnen 1986, automatische Steuerung 1991). Mit dem Gewerbegebiet Baumgarten 1 (1978) und 2 (1991) wurde auch die Entwicklung der Gemeinde im Bereich des Gewerbes gefördert. 1993 erfolgte dann das Baugebiet Brucklesleite 2 sowie unterstützt durch die Dorferneuerung im alten Kernort der Umbau und Ausbau von Wohngebäuden, so dass die Gemeinde innerhalb von wenigen Jahren von 1400 Einwohner auf nunmehr ca. 2300 Einwohner gewachsen ist. Ein jüngeres Bauwerk aus dem Jahre 1998 ist der Neubau eines dreiständigen Feuerwehrhauses mit Schlauchturm, in welchen auch der Schützenverein im ersten Obergeschoß eine neue Bleibe fand.
Akzente hat in den Jahren 1986 bis 1998 die Flurbereinigung gesetzt. Sowohl die Maßnahmen der Dorferneuerung haben die Ansicht von Ammerndorf verändert wie auch Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen der Dorfstraßen, Dorfweiher, Reichenbach und verschiedene Rückhaltebecken.